Club-Abend 15.04.2008

 
Ein besonderes Schmankerl bot uns Dieter Röscheisen beim April-Clubabend:

Mit dem „Dreh über den Dreh“ zeigte er uns einige Filme über die Entstehung von Werbefilmen für Conti-Reifen, die in Kinos und im Fernsehen vor Jahrzehnten oft gezeigt wurden.
 
Für eine ansprechende Fernsehwerbung werden zum Teil Millionenbeträge aufgebracht. Warum die Filme so teuer sein können, das führten uns die Doku - Filme anschaulich vor Augen.

Um Winterreifen in der richtigen Betriebsumgebung zu zeigen, wählte Conti für ein Audi-Testfahrzeug eine Eisscholle aus, auf der einerseits kräftig beschleunigt werden konnte, andererseits am Schollenrand ebenso kräftig gebremst werden musste, um nicht im Eiswasser zu landen. Gerade keine Eisscholle zur Hand? Miete man sich einen finnischen Eisbrecher und schneide eben mal eine aus dem arktischen Eis. Weil die Temperaturen um 20 Grad Celsius über dem Normalwert lagen und die „Fahrbahn“ zu eben war, mussten kleine Eishügel und –spitzen die Eislandschaft aufbessern. Also Dachlatten her, mit Stoff bezogen und mit Schnee beworfen: Die Illusion war perfekt. Damit ein Reifen im aufgewühlten Schnee bei seiner Arbeit so richtig zu erkennen war, wurde an der Karosserie eine ferngesteuerte Kamera mit Scheinwerfer so montiert, dass der Aufbau fast größer war als das Fahrzeug. Für die Stromversorgung von Kamera und Scheinwerfer transportierte der Testwagen einen Anhänger mit jeder Menge Akkus. Von all dem sah der Zuschauer nichts. Die Illusion war wirklich perfekt.

Das nächste Szenario spielte im Klima-Kontrastgebiet Südafrika, auf dem Flachdach eines Großstadthochhauses. Ein 3er BMW rast auf den Dachrand zu und bremst so perfekt, dass das Fahrzeug exakt am Dachrand zum Stillstand kommt. Eben wegen der Spitze-Reifen! Na klar, aber mit welchen Tricks: Mit drei Stahltrossen war das Fahrzeug seitlich so gesichert, dass es zwangsweise am Dachrand zum Stillstand kam (wahrscheinlich auch ohne zu bremsen). Und warum ausgerechnet Südafrika? Ganz einfach, weil keine europäische Behörde die Genehmigung für ein solches Abenteuer gegeben hätte, ohne die umliegende Großstadt vorher zu evakuieren. Zugegeben, es geht im Ergebnisfilm alles sehr schnell und man erkennt nur schemenhaft den Fahrer. Meint man, denn den Fahrer sieht man nicht. Was man sieht, ist der Beifahrer und der hält so was wie ein Lenkrad in der Hand. Schon wieder fauler Zauber? Das Fahrzeug ist in Südafrika gemietet worden, Südafrika hat auf Straßen Linksverkehr, also Rechtslenker-Fahrzeuge. Da der Film aber für europäische Zielgruppen im Rechtsverkehr gedacht war, hat sich der echte Fahrer etwas geduckt und der Beifahrer seine Lenkfunktion mit einem Dummy vorgetäuscht. Bluff!

Und dann kam Dieter persönlich zum Einsatz – in jungen Jahren als dynamischer Testfahrer, auf der Nürburgring-Nordschleife mit einem Porsche 993 und wieder mit tollen Reifen. Mit Overdrive haut er die Kiste (Verzeihung: den leistungsstarken Sportwagen) mit qualmenden Pneus um die Kurve, dass jeder Möchtegernrennfahrer vor Neid erblasste. Die Kurvenfahrten waren so heftig, dass der Kameramann kein Vertrauen in die Fahrsicherheit des Piloten hatte und mit einem Satz hinter der Leitplanke verschwand.

Leider kam ein geplanter Werbefilm, der auf einem Flugzeugträger die gewaltige Beschleunigung eines Kampfjets in Konkurrenz mit einem Zuffenhausener Sportwagen zeigen sollte, nicht zur Realisierung. Das hätte dem Abend noch Einen drauf gesetzt.

Aber auch so waren es unterhaltsame Stunden mit Nachhaltigkeit.